Wöbbelin auf dem Weg zur grünen Wärme: Ein neues Kapitel beginnt

Artikel: Danielle Bruchhage 05.08.2024

In Wöbbelin, einer Gemeinde im Landkreis Ludwigslust-Parchim in Mecklenburg-Vorpommern, beginnt ein neues Kapitel auf dem Weg zu einer nachhaltigen und grünen Wärmeversorgung. Statt eines regenerativen Speicherkraftwerks soll nun ein kaltes Nahwärmenetz durch unsere Experten der Energethik realisiert werden.

Kathrin Neumann verfasste einen ausführlichen Artikel über das Vorhaben Wöbbelins mit dem Titel „Neue Idee: Wöbbeliner sollen mit kalter Wärme heizen – Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben“, der am 08.06.24 im Nordkurier erschien. Den vollständigen Artikel finden Sie hier.

 

Der Weg zur nachhaltigen Wärmeversorgung Wöbbelins

Alles begann im Oktober 2019, in dem Martin Ebert die Energethik erstmalig auf einer Energiemesse traf. Unsere Projektreferenzen in Zemmin und Tutow aus dem Bereich Nahwärmenetze, die Übereinstimmungen mit der Ortsstruktur in Wöbbelin aufwiesen, überzeugten Ebert. Seitdem steht die Frage im Raum, wie genau auch Wöbbelin ohne fossile Träger mit Energie versorgt werden kann. Den Auftakt zur Beantwortung dieser Frage wurde bereits im Januar 2020 mit einer erfolgreichen Infoveranstaltung geleistet. So wurde im Mai 2020 die Wärme Erzeugung und Versorgung Wöbbelin GmbH & Co. KG (WEVW) mit Ebert als geschäftsführendem Gesellschafter und der Energethik sowie der Wert-E Gesellschaft für Nachhaltigkeit als Mitgesellschafter von lokalen Unternehmern gegründet.

Die WEVW möchte das Nahwärmenetz in Wöbbelin erweitern und so interessierten Bürgern die Möglichkeit geben, eine erneuerbare Wärmeversorgung mit langfristig günstigen Wärmekosten zu realisieren. Alle Informationen inklusive eines ausführlichen FAQs und regelmäßigen Projektupdates finden sich auch auf der offiziellen Website der WEVW: https://xn--wrme-wbbelin-gcb1x.de/.

Das erste entwickelte Konzept beinhaltete den Aufbau eines regenerativen Speicherkraftwerks im Süden Wöbbelins. Mithilfe von bilanziellem Biomethan aus dem Erdgasnetz sollte Strom und Wärme bedarfsgerecht dann erzeugt werden, wenn die Energie benötigt wird. Aus einem großen Wärmespeicher sollte das Wärmenetz und so jedes Haus in Wöbbelin sicher und komfortabel mit regenerativer Wärme zu versorgt werden.

 

Veränderte Rahmenbedingungen fordern neue Ideen

Eine neue Wendung des Projekts wurde allerdings im Juni diesen Jahres im Rahmen einer Arbeitskreissitzung, an der auch Ingenieure der Energethik teilnahmen, beschlossen. Denn inzwischen hatten sich die Rahmenbedingungen für das Vorhaben unter anderem durch die Haushaltssperre, die fehlende Verfügbarkeit von Biomethan, Veränderungen im Bereich Förderung und gestiegene Preise im Tiefbau verändert. Die ursprüngliche Idee war wirtschaftlich nicht mehr realisierbar. Trotzdem war klar, dass an einer umweltschonenden, grünen Wärmeversorgung für Wöbbelin festgehalten werden muss.

 

 

Unterschiedliche Ideen und Berechnungen wurden zusammen mit unseren Experten diskutiert und sich am Ende für einen neuen Weg entschieden: Ein kaltes Wärmenetz! Dieses Ergebnis entstand nach einer gemeinsamen Risikoanalyse von 7 verschiedenen Wärmenetz-Ansätzen und ist inspiriert vom Vorbild „Rech im Ahrtal“.

Ein solches kaltes Nahwärmenetz bringt einige Vorteile mit sich:

+ Unabhängigkeit von fossilen Energien

+ Unabhängigkeit von einzelnen Energielieferanten

+ Niedrige Wartungskosten

+ Das Netz kann einfach, flexibel und sukzessiv als Maschennetz Stück für Stück gebaut werden

+ Kein großer Netzanschluss für Stromeinspeisung nötig, da dies erst in ferner Zukunft geschehen wird (Windpark, Brenz, WEMAG,..)

 

Ein kaltes Nahwärmenetz nutzt die natürliche Wärme des Bodens mithilfe von Erdsonden. In den Häusern der Bürger Wöbbelins wird es Wärmeübergabestationen mit Wärmepumpen geben, die die Temperatur auf das gewünschte Niveau heben.

 

Wie geht es weiter?

Wir als Energethik haben nun den Auftrag eine umfassende Machbarkeitsstudie für das kalte Nahwärmenetz Wöbbelins zu erstellen. Diese Studie soll bis Oktober 2024 abgeschlossen sein und verschiedene Aspekte beleuchten, darunter die Genehmigungsfähigkeit des Vorhabens, Fördermöglichkeiten, Kostenermittlung und Wirtschaftlichkeitsberechnung.

Auch für Hauseigentümer, die sich ursprünglich für die grüne Wärme entschieden hatten und deren Heizungsanlagen nun defekt sind, soll es Zwischenlösungen geben. Bei nachgewiesener sozialer Bedürftigkeit werden diese übergangsweise Luftwärmepumpen erhalten, um die dringendsten Bedürfnisse zu decken, bis das kalte Nahwärmenetz voll funktionsfähig ist.

 

Wir sind stolz darauf, Teil dieses wegweisenden Projekts zu sein und die Gemeinde Wöbbelin auf ihrem Weg zu einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Wärmeversorgung zu unterstützen. Wir sind überzeugt, dass das kalte Nahwärmenetz eine innovative und wirtschaftliche Lösung darstellt, die nicht nur die Umwelt schont, sondern auch den Bewohnern langfristig Vorteile bringt und freuen uns auf die gemeinsame Umsetzung dieses spannenden Projekts!

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