​Wie schaffen wir die Wärmewende im Gebäudebestand?

Artikel: Robert Wasser 18.04.2019

Sauber heizen im Bestand

Ausgangssituation:

Es gibt umfangreiche Bemühungen seitens der Kommunen in Deutschland zum Klimaschutz und der Wärmewende, wie z.B.

  • Festlegung von Klimazielen (lang- und kurzfristig)
  • Förderprogramme
  • Klimaschutzkonzepte
  • Klimaschutzmanager
  • Masterpläne
  • Öffentlichkeitsarbeit

Trotzdem ist der kommunale CO2-Ausstoß in den letzten Jahren nicht wesentlich gesunken. Forderungen der Wissenschaft, die Emissionen kurzfristig und deutlich zu reduzieren, werden weit verfehlt.

Dieser Zustand ist mittlerweile sehr offensichtlich. Sogar unsere Kinder gehen schon auf die Straße. Sie demonstrieren dafür, dass Ihre Existenzgrundlage erhalten bleibt.

Es gibt bereits viele Lösungen,  die bereits erprobt, wirtschaftlich und nachhaltig sind. Mit Ihnen kann die Umstellung von fossilen auf ethisch vertretbare Energien gelingen. Diese Lösungen sind heute vielfach selbst dann gegenüber fossilen Energien  wettbewerbsfähig, auch die externen Kosten nicht berücksichtigt werden. Externe Kosten sind die Kosten für Klimawandel und Umweltzerstörung, die bei der Preisbildung jedoch nicht auftauchen.  Zahllose Studien  Praxisbeispiele zeigen Wege auf, die Wärmebereitstellung aus Abwärme und erneuerbaren Energien preiswert zu realisieren. Die Wärmebereitstellung macht über 40% des Endenergiebedarfs in Deutschland aus. Neue Häuser haben aufgrund Ihrer hohen Energieeffizienz kaum noch Wärmebedarf. In bestehenden Häusern passiert jedoch viel zu wenig. Das durchschnittliche Alter einer Heizungsanlage in Deutschland beträgt 17,6 Jahre, 1/3 aller Heizungen ist älter als 20 Jahre (Quelle: BDEW).

Im Folgenden soll daher ein Lösungsansatz vorgestellt werden, der ganz konkret auf Bestandsbauten abzielt. Es geht darum die häufig ineffizienten, fossil betriebenen Heizungssysteme energetisch zu optimieren und anschließend auf erneuerbare Energien umzurüsten. Doch warum passiert im Bestand so wenig? Dieser Frage wollen wir nachfolgend auf den Grund gehen:

Problemanalyse Wärmemarkt

Erneuerbare Energien haben eine andere Erzeugungslogik. Es ist sehr teuer oder aufwendig, ein einzelnes Haus zu 100% mit erneuerbaren Energien zu versorgen. Richtig wirtschaftlich und interessant werden erneuerbare Energien im Wärmebereich erst, wenn man ganze Dörfer oder Stadtteile einschließt. So kostet die Wärme aus Holzhackschnitzeln weniger als die Hälfte gegenüber Wärme aus Öl und Gas. Holzhackschnitzel lohnen sich aufgrund höherer Anlagenkosten jedoch erst ab einem hohen Wärmebedarf. Biogas- oder Industrieanlagen können (Ab-)Wärme häufig in großen Mengen und noch günstiger bereitstellen. Bei diesen Wärmequellen werden jedoch zunächst (teure) Wärmeleitungen und eine Redundanzheizung zur Versorgungssicherheit benötigt. Ein solcher Aufwand macht in der Regel erst bei einem größeren Wärmeabsatz mit vielen Häusern und/oder größeren Wärmeabnehmern wie Schulen, Schwimmbädern, etc. Sinn.

Für eine wirtschaftliche, ethisch vertretbare Wärmebereitstellung sind dadurch regelmäßig Projekte im 6-7 stelligen Bereich für die Wärmewende erforderlich.

In letzter Zeit wurden eine Reihe von Wärmenetzen in ländlichen Gebieten mit vergleichsweise geringer Wärmebedarfsdichte errichtet. Diese werden zum Teil allein mit (überall verfügbaren) Holzhackschnitzeln wirtschaftlich betrieben. Mit dem richtigen Konzept können regenerative Wärmenetze in allen Gebieten mit einem ausreichendem Wärmeabsatz wirtschaftlich errichtet und betrieben werden.

Doch wer kommt für die Realisierung solcher Projekte in Frage?

Stadtwerke:

Als erstes denkt man bei solchen Projekten an Stadtwerke. Diese betreiben in der Regel jedoch bereits eine wirtschaftliche Gasversorgung und haben daher in der Regel wenig Interesse, konkurrierende Projekte zu realisieren. Weiterhin haben Stadtwerke aufgrund Ihrer Struktur viele weitere Tätigkeitsfelder. Bei so vielen Abläufen sind Sie häufig zu schwerfällig, um agil neue innovative Wärmeversorgungssysteme zu entwickeln und zum Einsatz zu bringen.

Kommune:

Kommunen sind für „alle Aufgaben der örtlichen Gemeinschaft“ verantwortlich. Sie kommen daher theoretisch auch für die Realisierung von Wärmenetzprojekten in Frage. Die Legitimation der Kommune ist gegeben. Sie haben jedoch in der Regel den für solche Projekte erforderliche Unternehmergeist nicht. Weiterhin sind Kommunen mit Ihren „klassischen“ Aufgaben in Verwaltung schon so stark ausgelastet. Die erforderliche Fokussierung auf die Projekte ist daher nur schwer möglich.

Landwirtschaft:

Landwirte benötigen für die Führung Ihres Betriebes den erforderlichen Unternehmergeist für Wärmenetzprojekte. Sie sind gut darin, sich schnell in neue Techniken reinzudenken. Sie können diese zu einer wirtschaftlichen Anwendung bringen. Viele ländliche Wärmenetze wurden und werden von Landwirten realisiert. Sie sind wirtschaftlich auch in Gebieten mit ungünstigen Ausgangsbedingungen (geringe Wärmebedarfsdichte). Der Aktionsradius von landwirtschaftlichen Wärmenetzen ist jedoch gering. In der Regel ist er auf ein begrenztes Gebiet um den eigenen Hof beschränkt. Daher wird das aufgebaute Know-How in der Regel nicht genutzt, um weitere Wärmenetze zu realisieren oder die bestehenden auszubauen. Kaum ein Landwirt realisiert fortlaufend neue Wärmenetzprojekte.

Investoren (Gmbh, AG):

Es gibt eine Vielzahl von externen Unternehmen wie z.B. Ingenieurbüros, Heizungsbauern und Herstellern von Heizungs- und Nahwärmetechnik, die gerne Wärmenetzprojekte entwickeln und realisieren würden. Derartige Projekte werden jedoch häufig gar nicht erst gestartet oder scheitern bereits in einem frühen Projektstadium. Dies liegt daran, dass fremden Investoren in der Regel die Legitimation fehlt. Für externe, in der betroffenen Siedlung unbekannte Akteure, ist es besonders schwierig, Fuß zu fassen und die erforderlichen Wärmelieferungsverträge abzuschließen.

Genossenschaften:

Genossenschaften werden von den zukünftigen Wärmekunden selbst gegründet. Sie haben daher einen hohen Rückhalt bei potentiellen Wärmekunden. Viele genossenschaftlich organisierte Wärmenetze haben hohe Anschlussquoten. Aufgrund der häufig ehrenamtlichen Strukturen und der Stimmregelung sind Genossenschaften jedoch häufig träge in Entscheidungsprozessen. Jeder Gesellschafter hat eine Stimme. Neue Technologien müssen zunächst von einer Mehrheit von (fachfremden) Gesellschaftern verstanden werden. Erst dann kann eine Mehrheit für den Einsatz stimmen. Wenn dann (endlich) ein Wärmenetzprojekt realisiert wurde, fehlt in der Regel die Motivation, dieses auszubauen oder gar neue Wärmenetze zu errichten.

Lösungsansatz:

Für die erfolgreiche Realisierung von Wärmenetzprojekten ist ein lokal bekannter Akteur erforderlich. Diesem muss man seine eigene Wärmeversorgung gerne anvertrauen. Die Wärmekunden dürfen keine Bedenken haben, dass ihnen jemand „das Geld aus der Tasche ziehen will“. Dieser Akteur muss jedoch agil sein und unternehmerisch handeln . Er muss technische Neuerungen prüfen, entwickeln und implementieren können.

Wärmewende

Kommunale gGmbH:

Ein Akteur, der diese Voraussetzungen erfüllt, wäre eine von der Kommune zu gründende gemeinnützige Gmbh. Durch die Kommune als Gesellschafter ist die gGmbh als lokaler Akteur anerkannt. Durch die Gemeinnützigkeit können keine Gewinne aus der gGmbh abfließen. Gewinne müssen in Folgeprojekten reinvestiert oder dem Wärmekunden in Form von Preissenkungen weitergegeben werden.

Der gemeinnützige Unternehmenszweck ist eine ethisch vertretbare Energieversorgung. Diese wird durch lokale Maßnahmen zur Reduktion von fossilen Energien und durch den Ausbau von erneuerbaren Energien vorangetrieben.

Die gGmbH entwickelt und realisiert Wärmenetze auf Basis erneuerbarer Energien und Abwärme.

Das Risiko der Kommune besteht lediglich in dem eingelegten Eigenkapital für die gGmbH in Höhe von 25.000€. Alle weiteren Kosten für den Aufbau und den Betrieb von Wärmenetzprojekten und alle Betriebskosten muss die gGmbH durch Ihre Projekte selbst erwirtschaften. Je wirtschaftlicher die realisierten Projekte umgesetzt werden, desto schneller kann das Unternehmen wachsen und weitere Projekte anschieben.

Die gGmbH ist im Rahmen von Lenkungsausschüssen im stetigen Austausch mit den Gesellschaftern über die Projekte und Realisierungsgrade. Somit behält die Kommune einen Überblick über die Tätigkeiten der gGmbH.

FAZIT:

Kommunale gGmbH haben das Potential, die erforderliche Energiewende im Wärmebereich massiv nach vorne zu bringen. Sie haben gesellschaftliche Legitimation, die benötigte Agilität, eine unternehmerische Struktur und einen klaren Auftrag. Sie sind in der Lage, interessante Projekte zu entwickeln, zu realisieren und zu betreiben.

Die Energethik Ingenieurgesellschaft mbh 

Der Unternehmenszweck der Energethik ist es, ethisch vertretbare Energieversorgungssysteme zu entwickeln und zu realisieren. Die Energethik flexibilisiert Biogasanlagen und plant und begleitet Wärmenetzprojekte. Ihr KnowHow liegt neben dem Projektmanagement insbesondere im Bereich erneuerbarer Energieerzeugung und-Verteilung. Eine Vielzahl erfolgreich realisierte Wärmenetz- und Flexibilisierungsprojekte und zufriedene Kunden aus 5 Jahren seit Gründung bestätigen dies. Die Energethik ist der ideale Partner einer kommunalen gGmbH. Sie kann den gesamten Prozess von Unternehmensaufbau und Projektentwicklung bis hin zu Bau und Betrieb begleiten und lenken. Sie übernimmt als Planer und Projektierer Verantwortung für den technischen und wirtschaftlichen Erfolg der Projekte.

Machen Sie bei der Wärmewende große Schritte nach vorne! Gründen Sie eine kommunale gGmbH!

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