Tutow auf dem Weg ins neue Wärme-Zeitalter mit Nahwärmenetz

Artikel: Nordkurier 08.11.2018

Für die Gemeinde Tutow, ihre Mieter und manchen Grundstückbesitzer bahnt sich ein neues Zeitalter beim Heizen an. Denn jetzt fiel der Startschuss für ein Leitungssystem, das den Ort ab 2019 mit Wärme aus einem Nahwärmenetz, genau einem Zemminer Agrarbetrieb versorgen soll. Ökologisch erzeugt und obendrein kostengünstig.

Tutow/Zemmin. Bis zuletzt war so mancher Tutower wohl skeptisch, ob das ernst gemeint und zu machen ist, was der Landwirtschaftsbetrieb Kühling da mit seinem Ort vorhat. Denn die Bauern aus dem benachbarten Zemmin arbeiten seit rund zwei Jahren an ihrer Idee, die nach Jarmen größte Siedlung des Amtsbereiches mit Wärme aus ihrer Biogas-Anlage zu versorgen, sodass sie auf der einen Seite das Potential dieser Art alternativer Energieerzeugung besser als bisher nutzen können, auf der anderen Seite die Abnehmer durch günstigere Heizpreise profitieren. Das alles unterm Siegel der Umweltfreundlichkeit, die eine hohe Förderung von Land und Bund verspricht.

Dass die Brüder Andreas und Michael Kühling nicht als Erstes ihr eigenes Dorf mit einem Nahwärmenetz ausstatten wollen, liegt an der gravierend besseren Wirtschaftlichkeit in Tutow, das neben zahlreichen Wohnblöcken auch über andere große kommunale Gebäude und damit Abnehmer verfügt – Kita, Grundschule, Gemeindezentrum, Feuerwehr. Und weil die vorhandenen Leitungen aus DDR-Zeiten ohnehin altersgeschwächt und teils miserabel gedämmt daherkommen sowie in den Heizhäusern Instandhaltungsstau herrscht, wurden sich beide Seiten schnell handelseinig. Trotzdem dauerte es deutlich länger als erhofft, bis sichtbare Taten folgen.

Nahwärmenetz Tutow Verlegen der Leitungen

Um so mehr freuten sich alle Beteiligten, dass sie nun am Pommernring den offiziellen Startschuss für das Verlegen der Leitungen geben konnten. Die Bagger der beauftragten Firma aus Neubrandenburg beginnen zwischen Schule und Wohngebiet, um im Notfall die Wärmeversorgung dieses Viertels schon im anstehenden Winter gewährleisten zu können. Von hier aus führt der Weg der Rohre später die Dammstraße bis zum Platz des Friedens hinunter, von dort biegt die Trasse Richtung Festwiese ab, entlang des Wohngebietes bis zu jenem Weg zu gelangen, der quer die Wiesen hinüber nach Zemmin reicht. Der Anschluss an den außerhalb des Dorfes gelegenen Agrarbetrieb passiert derweil über den Lindenweg.

Bürgerenergie Wärmenetz Zemmin-Tutow

45 private Haushalte haben sich angemeldet

Meist kommen die Rohre zwischen 1,00 und 1,30 Meter tief in den Boden, erläuterte Michael Kühling. Was nicht ohne zeitweise Einschränkungen an mancher Stelle bleibt. Schlie0lich muss etwa die Dammstraße auf rund 600 Meter Länge aufgegraben werden, geht es mitunter durch Bürgersteige oder von Bäumen blockiertes Terrain. „Wir haben jetzt natürlich genau das, was wir nicht wollten“, kommentierte er den späten Baustart kurz vorm Winter. Aber solange das Wetter offen bleibe, werde weite gebaggert. Letztlich sei der Zeitplan mit dem Terminziel September 2019 so moderat angelegt, dass sich die Firma keinem übergroßen Druck und damit mehr Fehler-Risiken ausgesetzt fühle, gleichzeitig aber zur Heizsaison 2019/20 alles funktioniert.

Nahwärmenetz Tutow Bagger-Arbeiten

„Wir hoffen, dass das Schwung für die Entwicklung von Tutow gibt“, äußerte Bürgermeister Roland Heiden. Immerhin verspricht sich die Gemeinde, künftig beim Heizen als großen Kostenfaktor ein paar mehr Euro übrig zu behalten. Und dies wie zur Krönung auf umweltfreundliche Weise. Profitieren dürfen auch die privaten Grundstücksbesitzer im Trassenverlauf, Micheal Kühling spricht von momentan um die 45 für das neue Netz angemeldeten Häusern, unter Umständen könnten noch ein paar dazu kommen. Innerhalb der nächsten zwei Wochen soll es eine weitere Versammlung für alle Betroffenen geben, so eine Ankündigung.

Nahwärmenetz Tutow Leitungen

Letztlich schwebt den Landwirten noch eine zweite oder gar dritte Ausbaustufe einschließlich Zemmins vor. Die Hauptleitung durch Tutow jedenfalls falle nicht umsonst erst mal überdimensioniert aus, sie könnte nämlich im Bedarfsfall eines Tages die gesamte Kommune versorgen, offenbarte Michael Kühling. Aber dies stellt momentan noch Zukunftsmusik dar, über ein Wie und Wann wagte niemand eine Prognose. Immerhin summieren sich die Ausgaben schon für die aktuelle Ausbaustufe samt der Arbeiten an der Biogasanlage auf um die drei Millionen Euro.

Bürgerenergie Nahwärmenetz Tutow

Quelle:

Der Artikel wurde im Nordkurier veröffentlicht.

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