(Wesseln, 9. Oktober 2015) – Effektiver, wirtschaftlicher und flexibler soll die Biogasanlage in der Bünte künftig arbeiten. Deshalb will der Betreiber, die Bioenergie Bünte, die Anlage erweitern. Er stellte deshalb gleich drei Anträge. Denn damit der Plan am Ende aufgeht, müssen nicht nur die Gasspeicher in der Bünte erhöht, sondern muss am Standort der ehemaligen Kläranlage in Detfurth auch ein ganz neuer und größerer Speicher gebaut werden. Außerdem soll in der Biogas-Anlage auch Geflügelkot verwertet werden. Der Ortsrat Wesseln (mit drei zu zwei Stimmen), der Ortsrat Detfurth (einstimmig) und der Bauausschuss (bei einer Gegenstimme) haben den Plänen bereits zugestimmt. Das letzte Wort hat kommenden Donnerstag der Stadtrat.
Bislang läuft die Biogasproduktion bei Wesseln im Dauerbetrieb. Doch die Gesetze und Rahmenbedingungen haben sich geändert, die Biogas-Betreiber müssen sich deshalb umstellen. „Wir wollen dann Strom und Wärme produzieren, wenn die Energie tatsächlich gebraucht wird“, erläuterte Heiko Räther, Geschäftsführer der Bioenergie Bünte, in einer Sitzungsunterbrechung. Wenn also im Winter im Solebad Hochbetrieb ist, alle duschen und heißes Wasser haben wollen, dann sollen die Motoren in der Bünte und in Detfurth anspringen und die Versorgung sicherstellen. Statt wie bislang 24 Stunden, könnten die Motoren künftig nach einem Tagesrhythmus nur noch vier bis acht Stunden arbeiten. Dafür seien aber zum einen größere Speicher nötig. Zum anderen will das Unternehmen in der Anlage künftig nicht nur Mais und Gülle, sondern auch Geflügelkot und -mist einsetzen. Diese Stoffe waren bislang ausgeschlossen.
Doch nach neuen Erkenntnissen, ist dieser Kot erheblich energiereicher als die Gülle von Schwein und Rind. Damit müsste die Anlage weniger gefüttert werden, würde aber mehr Energie produzieren. 80 Tonnen wandern derzeit täglich in den Fermenter. „Davon sind 70 Prozent Mais und 30 Prozent Gülle“, erläuterte Curd von Lenthe, der ebenfalls zur Bioenergie gehört und Gast der Sitzung war. Würde ein Teil der Gülle künftig durch Geflügelkot und -mist ersetzt, müssten rund 60 Hektar weniger Mais angepflanzt werden, das wären rund 3000 Tonnen Ernte und 240 Lastwagenladungen in Richtung Bünte weniger.
Der Geflügelmist würde einmal in der Woche in geschlossenen Wagen angefahren und auf der Anlage abgedeckt bis zur Verarbeitung gelagert. Eine erhebliche Veränderung der Geruchsentwicklung sei deshalb nicht zu erwarten, ein entsprechendes Gutachten liege vor. Dem SPD-Ratsherrn Gerd Bosum reichte das allerdings nicht. „Wir haben damals aus gutem Grund auf die Geflügelprodukte verzichtet. Warum soll jetzt alles anders sein?“, fragte er. Doch er blieb mit seiner Kritik allein. Allerdings erinnerte Ausschussvorsitzender Klaus Germer (SPD), dass der Punkt Geflügelkot auch beim Ortsrat Wesseln für Kritik gesorgt hatte. Angst vor Schadstoffen müsse aber niemand haben, versicherten Räther und von Lenthe. „Die können wir selbst ja auch gar nicht gebrauchen“, so Räther. Deshalb würde die Anlage ständig von einem Mikrobiologen überwacht.
Die Speicher in der Bünte werden nach den neuen Plänen etwa fünf Meter höher, als bislang. Auf dem Gelände der ehemaligen Kläranlage in Detfurth wird auf dem einstigen Belebungsbecken ein ganz neuer Speicher gebaut: Der wird elf Meter hoch, 22 Meter breit und 66 Meter lang. Der Bauhof, der dieses Areal bislang genutzt hat, wird mit Schredderplatz und Grünschnittlagerfläche auf das benachbarte „bangesche Grundstück“ umziehen, das bislang als Pferdeweide genutzt wird. Für die entsprechenden Änderungen der Flächennutzungs- und Bebauungspläne gab es politische Zustimmung.
Der Stadtrat Bad Salzdetfurth spricht in seiner Sitzung am Donnerstag, 15. Oktober, 19.15 Uhr, im Sitzungssaal im Rathaus über das Thema.