Ganz ohne Kohlenstoffdioxid-Emission: In Wöbbelin soll ein Speicherkraftwerk entstehen, das erneuerbare Wärme produziert.
Eine warme Stube ganz ohne ökologischen Fußabdruck. Geht das? „Klar“, sagt Martin Ebert, der Vorsitzende des Ausschusses für dörfliche Infrastruktur Wöbbelin. „Man nehme einen Biogasanschluss, ein Speicherkraftwerk und das dazugehörige Wärmenetz durch die Gemeinde.“- grün heizen. So die Idee für Wöbbelin. Wenn alles läuft wie geplant, soll es spätestens 2022 losgehen mit der grünen Wärme. Die Gemeinde soll dieser Plan nichts kosten – im Gegenteil: Heizen soll für die Bürger günstiger werden als bisher.
„Die ganze Gemeinde steht dahinter“, sagt Bürgermeisterin Viola Tonn. Besser noch: Die Idee wurde in der Gemeinde geboren. „Wir als Gemeinde wollen CO2-frei werden, wollen Bioenergiedorf werden.“
Also ein großer Schritt in die richtige Richtung. Denn „die Wärmeerzeugung generiert den größten Anteil der CO2-Emission“, so Martin Ebert. Begonnen hätten die Überlegungen für das ökologische Fernwärmekonzept schon vor einiger Zeit, erzählt die Bürgermeisterin. Viele Einwohner hätten bei der Frage nach der Umstellung auf eine neue Heizung vor der Entscheidung gestanden: Öl oder Gas? „Das sorgte für viel Gesprächsstoff“, erinnert sich auch Martin Ebert, Vorsitzender des Ausschusses für dörfliche Infrastruktur. Also warum nicht die Gelegenheit beim Schopf packen und klimafreundlich handeln. Nur wie?
Der Zufall kam zur Hilfe: Auf einer Fachmesse entdeckte Martin Ebert einen passenden Anbieter, die Firma Energethik aus Osnabrück. Nach deren bereits existierenden Anlagen wurde das Speicherkraftwerk Wöbbelin konzipiert: „Es wird flexibel sein, um die Stromerzeugung modulieren zu können. So kann es sich optimal an die Netzauslastung anpassen“, erklärt Martin Ebert. Produziert werden sowohl Strom als auch Wärme. Die Wärme gelangt via Wärmenetz in die Haushalte. Ein Wärmespeicher soll für Versorgungssicherheit sorgen. Zudem ist geplant, den Strom ins öffentliche Netz einzuspeisen. Das Beste daran: Die Wöbbeliner werden nicht mehr so tief in die Taschen greifen müssen, um ihre Stuben zu heizen, da der Stromverkauf nicht nur die Wirtschaftlichkeit der Anlage garantiert. Er sorge auch für eine Preissenkung, so Martin Ebert. Laut Planung seien das sechs Cent pro Kilowattstunde.
Ein weiteres Plus der Anlage: „Wir können sie später mit unserer Windkraft- und Sonnenenergie kombinieren“, so Ebert weiter. Geplant ist der Standort des Speicherkraftwerkes zwischen Wöbbelin und dem Ortsteil Funkamt.
Nachdem dieses Grundgerüst stand, wurden im Januar erst die Bürger informiert und dann nach möglichen Investoren gesucht, wie Martin Ebert auf der jüngsten Ausschusssitzung berichtete. Denn obwohl die Gemeinde die Idee angeschoben hat, hätte man sich doch entschieden, das finanzielle Risiko für grünes Heizen nicht selbst zu tragen. Allerdings wolle sich die Gemeinde die Option vorbehalten, zu einem späteren Zeitpunkt mit in das Projekt einzusteigen, so der Ausschussvorsitzende. In welcher Form, wird dann die zukünftige Gesellschaft bestimmen. „Wir waren begeistert, wie positiv das Feedback von den meisten Wöbbelinern war“, sagt Viola Tonn. Lediglich ein paar Einwohner sprachen sich gegen das geplante Speicherkraftwerk aus. Die ortsansässigen Unternehmen hingegen seien laut Tonn auch dabei. „Damit hatten wir gar nicht gerechnet. Auch nicht, dass es so schnell klappt mit der Investorensuche.“ Nun soll sich aus einer privaten Investorengruppe eine Gesellschaft mit Eigenkapital gründen. Erst danach können die nötigen Förderanträge gestellt werden, erklärt Martin Ebert.