Im Januar 2022 ist eines der Wärmenetz-Projekte der Energethik seiner Umsetzung einen Schritt näher gekommen: Mit der Vertragsunterzeichnung durch die beteiligten Partner ist der offizielle Startschuss für die „Landwärme Freistatt“ gefallen.

Der folgende Artikel wurde am 13.01.2022 in der Zeitung MK Kreiszeitung unter dem Titel „Bioenergie für Bethel“ veröffentlicht.

„Zukunftsprojekt“: Andreas Rohlfs liefert Biogas aus Strange nach Freistatt

„Das Konzept hat uns überzeugt. Die Stimmung ist gut, das Thema Nachhaltigkeit passte schon länger“, listet Stefanie Schwinge-Fahlberg auf und hat den grünen Stift für die Unterschrift unter dem Vertrag des „Zukunftsprojektes“, wie sie es nennt, griffbereit. Zusammen mit dem Kollegen Claus Freye aus der Geschäftsführung von Bethel im Norden erklärt sie die Pläne der Diakonie zur Umstellung der Energieversorgung der konzerneigenen Häuser.

Partner dabei ist Andreas Rohlfs aus dem benachbarten Wehrblecker Ortsteil Strange. Der sagt: „Unsere Firma ist zu 100 Prozent auf erneuerbare Energien ausgerichtet. Wir können liefern, Ihr braucht’s.“ Und er fordert: „Wir müssen eine Energiewende auch in der Region umsetzen.“

Wie das technisch geht, kann Robert Wasser ziemlich gut erklären. Der Diplom-Ingenieur ist Geschäftsführer der Firma „Energethik Ingenieurgesellschaft mbH“ mit Sitz in Osnabrück und zusammen mit der Rohlfs Biogas KG das Duo, das die frisch gegründete Firma „Landwärme Freistatt“ bildet.

Doch der Reihe nach. Michael Glugla, Leiter Einkauf / Immobilien bei Bethel im Norden, erklärt auf die Frage, wie hoch sich Bethel die Einsparungen ausrechnet durch die Umstellung auf Fernwärme, dass das Unternehmen jedes Jahr gehalten sei, eine Verbesserung im Verbrauch zu erzielen. Das Energiemanagement sei kontinuierlich auf dem Prüfstand, denn: „Wir müssen effektiver werden.“ Darum auch werde in diesem Jahr etwa das „Haus Fernblick“ saniert, kündigt Stefanie Schwinge-Fahlberg an. Und zum Thema Einsparungen merkt sie an, die Instandhaltungskosten für die Heizungsanlagen fielen weg, ebenso die Heizungsanlage. „Alle zehn Jahre eine neue Heizung, etwa für das Haus Platane, kostet allein 90. 000 Euro.

Für Zukunftssicherung des Standortes Freistatt

„Wir legen damit die Grundlage für das, was wir in Freistatt weiterführen wollen. Die energetische Ertüchtigung ist wichtig, deren Förderung ist ein Baustein für die Realisierung, den wir in Anspruch nehmen wollen. Alles zur Zukunftssicherung des Standortes Freistatt“, erklärt Claus Freye.

Die Produktion von Biogas ist nun nix Neues. „Aber die Technik hat sich in den vergangenen zehn Jahren enorm verändert“, erklärt Robert Wasser, wieso es jetzt möglich ist, am Standort der Firma Rohlfs Biogas KG in Strange zu produzieren, dann die Fernwärme zwei Kilometer unter Äckern nach Freistatt zu leiten, dort auf die Gebäude von „Bethel“ zu verteilen, sodass sich das lohnt. Die Kosten würden zu 40 Prozent über Fördermittel gedeckt, erklärt Wasser. Für ihn ist Biogas ein Schlüsselelement: „Bioenergie schließt Lücken, die Wind und Sonne lassen.“ Biogasanlagen und mit ihnen verbundene Speicherkraftwerke würden wichtiger. Sein Firmenname „Energethik“ kombiniere Energie und Ethik, denn der Diplom-Ingenieur findet: „Wir müssen unseren Beitrag zur Energiewende leisten.“ Das etwa hat Andreas Rohlfs bewogen, am Wehrblecker Standort ein sogenanntes Speicherkraftwerk zu bauen. Wärme speichern, etwa für das Wochenende, wenn die Anlage nicht läuft und dennoch Fernwärme benötigt wird: Die Technik mache all das jetzt möglich. Als „Back-up“ diene eine Hackschnitzelanlage, erklärt Robert Wasser, auch, um Schwankungen auszugleichen.

Fernwärme für Freistatt: Vertragsunterzeichnung (unter Einhaltung der 2G-plus-Vorgaben) in der Moorkirche mit, von links, Robert Wasser, Michael Glugla, Stefanie Schwinge-Fahlberg, Claus Freye und Andreas Rohlfs. Foto: S. Wendt

Die Fernwärme, die Andreas Rohlfs nach Freistatt leiten könnte, reicht indes nicht nur für die Bethel-Gebäude: Privatleute, Bürger in Freistatt könnten sich ebenfalls informieren, bei Rohlfs, bei Wasser, um zu erfahren, wie ein Anschluss bei ihnen aussehen könnte.

Ist aus kaufmännischem Blickwinkel eher die Abkehr von fossilen Brennstoffen mit ihren stetig steigenden Preisen ein Argument zum Wechsel, muss nachgefragt werden, wie diese ganze Bioenergie denn produziert wird. „Tragen wir zur Vermaisung der Landschaft bei? Das haben wir uns auch gefragt. Dem ist aber nicht so“, sagt Claus Freye. „Das Gesamtkonzept stimmt.“

„Tragen nicht zur Vermaisung bei“

Andreas Rohlfs, dessen Firma nach eigenen Angaben 2001 erste Anlagen gebaut hat, arbeite zu 100 Prozent nachhaltig. Die jetzt mögliche Option, produzierte Energie zu speichern, sei wichtig, um konstant Wärme liefern zu können. Und nicht allein Mais wandere in die Anlage, weitere Ideen würden kontinuierlich entwickelt, um allerlei landwirtschaftliche Produkte als Substrat nutzen zu können. Gerade erst habe er fünf Hektar Wildpflanzen angelegt, Stroh sei ein weiterer geeigneter Stoff. Rohlfs steckt mit Herzblut seit Jahren in dem Thema und ist versierter Fachmann. Und ja, neben Freistatt könnte er auch Fernwärme nach Wehrbleck liefern.

Der Vertrag mit Bethel im Norden ist ein Start. Der Wietingshof ist das erste Ziel. Er solle noch in diesem Jahr angeschlossen werden. Zum Winter 2023 soll es in den rund 70 Bethel-Gebäuden in Freistatt warm werden dank der von Andreas Rohlfs gelieferten Fernwärme.

Ansprechpartner für deren Nutzung sind Robert Wasser und Rohlfs schon jetzt. Nicht nur auf ihre Expertise greift Bethel im Norden zurück: Bestandteil des Vertrages ist, dass Rohlfs die Anschlüsse bis in die Häuser legt, neue Leitungen würden über die Grundstücke von Bethel im Norden führen. Laut Rohlfs seien keine großen Straßenbaumaßnahmen geplant, seien öffentliche Straßen etwa fünf Mal zu queren und die Querung der Bahnlinie sei bereits genehmigt. Die Fernwärmeversorgung bleibe allerdings auf der nördlichen Seiten der Bundesstraße 214, einzelne Bethel-Häuser auf der anderen Seite seien nicht Teil des Vertrages, der eine Laufzeit von zehn Jahren hat.

Und dann ist es Zeit für die Unterschriften unter dem Vertrag über das „Zukunftsprojekt“.

Sylvia Wendt