Biogas von Weeze für Kevelaer
Weeze/Kevelaer Haus Wissen investiert einen siebenstelligen Betrag, um die Leistung des Blockheizkraftwerkes in Kevelaer zu erhöhen. Im Sommer soll die neue Anlage ans Netz gehen. Biogas wird über eine kilometerlange Leitung transportiert.

Die großen halbkugelförmigen Biogasbehälter gegenüber von Schloss Wissen fallen allen ins Auge, die dort auf der B 9 vorbei fahren. Was allerdings die wenigsten wissen: Die Anlage vor den Toren von Weeze hat eine ganz enge Verbindung nach Kevelaer. Von Wissen aus wird das dort produzierte Biogas über eine kilometerlange Leitung nach Kevelaer zu einem Blockheizkraftwerk transportiert, wo es dann in Generatoren für Strom und Wärme sorgt.
Ursprünglich war überlegt worden, das Kraftwerk neben der Anlage in Wissen zu errichten und nur eine Wärmeleitung nach Kevelaer zu bauen. Doch das wäre weitaus aufwendiger gewesen, zudem hätte es über die große Strecke einen erheblichen Energieverlust gegeben. So wurde die Anlage als so genanntes Satelliten-Kraftwerk am Freibad in Kevelaer errichtet.
Der Strom, der hier produziert wird, wird ins Netz eingespeist. Gleichzeitig wird Wärme erzeugt, die ebenfalls genutzt wird. Eine ganze Reihe von Einrichtungen in Kevelaer wird so versorgt: das Priesterhaus, das Haus Dondert, das Krankenhaus und auch das Freibad, das passenderweise direkt nebenan liegt.

Bislang war es allerdings so, dass die Anlage rund um die Uhr lief und das Kraftwerk 24 Stunden ohne Unterbrechung die gleiche Leistung lieferte, auch wenn gar nicht so viel Energie nötig war. „Daher haben wir uns überlegt: Lasst uns schauen, ob es nicht möglich ist, den Strom auch dann zu produzieren, wenn er gebraucht wird“, erläutert Raphael Freiherr von Loe von Schloss Wissen. Erster Schritt dafür ist, dass die Motorkapazität in Kevelaer am Blockheizkraftwerk ausgebaut wird. Ziel ist nämlich, dass die Anlage künftig nur noch morgens und abends läuft und in der Zeit dann genauso viel Energie erzeugt wie sonst über den ganzen Tag. Damit das funktionieren kann, müssen die Motoren natürlich entsprechend höhere Leistungen liefern. Die Arbeiten dazu laufen. Bislang wirken die Motoren wie große Container, künftig sind sie in einem eigenen Gebäude untergebracht. Der ist zudem mit zusätzlichen Schallschutz ausgestattet. Ziel sei, dass die Anlage trotz höherer Leistung nicht lauter wird. „Da die Motoren ja nachts nicht mehr laufen sollen, ist das gleichzeitig die Chance, dass in der Nacht Ruhe herrscht“, sagt von Loe.
Damit die Motoren künftig nur noch zweimal am Tag laufen, ist es allerdings nötig, das Biogas zwischenzuspeichern. Schließlich muss es punktgenau dann auch mehr „Treibstoff“ liefern. Daher ist ein Antrag gestellt, am Gutsbetrieb von Schloss Wissen einen Gasspeicher als Puffer zu errichten. Der Antrag läuft, bislang geht von Loe davon aus, dass die Anlage nach dem neuen Konzept im Sommer ans Netz gehen kann. Für das Projekt investiert Haus Wissen insgesamt einen siebenstelligen Betrag.
Ein Teil der Energie wird allerdings weiterhin direkt vor Ort genutzt. Denn das Schloss Wissen etwa wird komplett mit Wärme aus der Biogasanlage des Gutsbetriebs beheizt.
INFO
Anlage wurde 2003 errichtet
Die Anfänge Bei der Inbetriebnahme im Jahr 2003 gehörte die Biogasanlage Schloss Wissen zu den wenigen, die neben ihrer Eigenständigkeit als Betriebszweig eines landwirtschaftlichen Betriebes auch über ein ausgetüfteltes Wärmekonzept verfügte. Sie versorgt seither nicht nur die Hofgebäude, sondern auch sämtliche zum Schlosskomplex gehörenden Wohnungen und Räume mit der benötigten Wärme.
Auszeichnung Für diese damals noch seltene Verbindung von Strom- und Wärmenutzung und die damit verbundene Pionierarbeit wurde Schloss Wissen mit dem Eurosolarpreis des Jahres 2003 ausgezeichnet.
Kapazität Die Anlage liefert heute Strom für knapp 2100 und Wärme für gut 430 Einfamilienhaushalte in der Gegend.
Autor: Sebastian Latzel
Quelle:
Der Artikel wurde am 24.03.2020 in der Rheinischen Post veröffentlicht.